Corinna Hammer, Simone Ziems, Caroline Jacobi
Bei meinem Teil des Akustik-Projektes soll vor allem mit historischem Bezug gezeigt werden, inwieweit die Stadtentwicklung und das Leben im urbanen Raum stark an orts- und zeittypische Geräuschkulissen gekoppelt sind. Vor allem durch die Industrialisierung und die damit verbundene Urbanisierung zog allmählich der Lärm in die Städte ein. Lärmbekämpfung war somit nicht erst Thema des späten 20. Jahrhunderts, sondern wurde bereits über hundert Jahre früher diskutiert. Die Erfindung der Ohropax in Berlin und die Gründung eines Anti-Lärm-Vereins fallen nicht zufällig in die erste Dekade des 20. Jahrhundert. Auf Grundlage der historischen Untersuchung des Umgangs mit Lärm stellt sich weiterführend die Frage, inwieweit die Lärmdämmung und -bekämpfung Einfluss auf die Stadtplanung und den Straßenbau nahmen und auch heute noch nehmen. Durch zunehmenden Verkehr und steigenden Lärmpegel wandelte sich die Straße vom Lebensraum zu einem Transitraum, dominiert von Verkehrsschildern und -ampeln. Inwieweit ist die Pappelallee davon betroffen? Ist diese nur Transit- oder auch Lebensraum, in der man nicht nur Lärm sondern auch Wohlklang wahrnehmen und
erzeugen kann?
Die Pappelallee 1884 und heute
Der Wohlklang
Auf die Frage was bestimmend für die Eigenart einer Stadt ist, kann man viele Antworten finden. Einer meiner ersten Gedanken war der Klang. Vielleicht nicht ganz naheliegend weil nicht sichtbar, dennoch sehr wichtig um sich innerhalb einer Stadt zu verorten, um Tageszeiten zu bestimmen und nicht zuletzt um ein Gefühl über seine unmittelbare Umgebung zu bekommen. So ist der Klang entscheidend darüber ob man sich wohlfühlt oder nicht. Nicht nur Gebäude und Personen machen einen Ort aus, sondern auch die dem Ort zugehörige Geräuschkulisse. So gibt es Orte, an welchen Lärm die prägende Eigenschaft ist und es gibt Orte, die durch Wohlklang und gut durchdachte Akustikkonzepte bestimmt sind. Schon die antiken Griechen verstanden es beispielsweise ihre Theater akustisch so zu gestalten, dass unerwünschte Geräusche herausgefiltert und erwünschte Geräusche verstärkt wurden. Grad wenn es um Musik und Stimmen geht, die innerhalb eines Raumes zu einer großen Anzahl von Personen geleitet werden sollen, sind antike Amphitheater und heutige Musiksäle gute Beispiele. Sie enthalten Strukturen und Elemente, welche auch in anderen öffentlichen Räumen, wie Straßen, zu einer besseren Akustik und zu Wohlklang führen könnten.
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Stadtgeschichte als Lärmgeschichte (pdf)
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